Bin ich? Bin ich nicht?
Chaotisch, hyperaktiv, unbeherrscht, unkonzentriert... Da denken viele gleich an ADHS. Hast Du gewusst, dass einige Symptome auch andere Ursachen haben können wie Eisenmangel, Schilddrüsenfehlfunktion, Magnesiummangel, Depression, Ernährungsfehler, Erziehungsfehler, soziale Defizite? Diese Aufzählung ist bestimmt nicht abschliessend.
Statt gleich die Selbstdiagnose ADHS zu stellen, ist es sehr wichtig sich gründlich zu informieren und auf jeden Fall körperliche Ursachen auszuschliessen. Es gibt im Internet Checklisten, die helfen können sich selber einzuschätzen. Diese ersetzen aber auf keinen Fall einen Arztbesuch!
Kann jeder an ADHS erkranken?
ADHS bekommt man nicht einfach plötzlich oder langsam wie eine Krankheit. ADSler ist man von Geburt an und es gibt weitere in der Familie oder Verwandtschaft. Die ADHS gibt es nicht, weil jeder ADSler seine eigenen Stärken und Schwierigkeiten hat. Jeder ist einzigartig wie alle Menschen überhaupt. Übrigens hat jeder Mensch gewisse ADHS-Symptome, und genau wie jeder Mensch erkranken kann, ist nicht jeder ADSler behandlungsbedürftig. ADHS wird in drei Ausprägungen eingeteilt: leicht - mittel -schwer.
Zu welchem Arzt soll ich gehen?
Leider ist ADHS in unserer Gesellschaft immer noch umstritten und längst nicht alle Psychiater können fundierte Kenntnisse über ADHS aufweisen. Ist ja soweit nicht tragisch, solange sie sich nicht selber als ADHS-Experten bezeichnen. Aus unseren Erfahrungen empfehlen wir einen Psychiater oder Psychologen zu suchen, der eine positive Einstellung zu ADHS hat. Obwohl ein Psychologe kompetent ADHS diagnostizieren kann, darf er im Gegensatz zum Psychiater keine Medikamente verordnen.
Solltest Du an einen Arzt geraten, der hartnäckig davon überzeugt ist, dass ADHS "auswächst" und es somit auch keine erwachsene ADSler gibt, raten wir dir schleunigst den Arzt zu wechseln. Schliesslich erwartest Du ja Hilfe und nicht noch mehr Widerstand und Unverständnis. Falls Du keinen passenden Arzt gefunden hast, könntest Du vielleicht bei einer Selbsthilfegruppe in Deiner Nähe mehr Infos erhalten. Um die richtige Diagnose und Behandlungsmethoden festzustellen, reichen ein, zwei Arztbesuche nicht! Am Ende dieses Textes haben wir aufgeführt, was ADHS-Abklärungen beinhalten könnten.
Wieso gibt es immer mehr ADSler?
Aus Gesprächen mit Betroffenen, Angehörigen, Lehrern, Aussenstehenden und Ärzten sind immer noch Unsicherheiten und Vorurteile festzustellen. Wir sind nicht der Meinung, dass es immer mehr ADSler gibt. Einerseits sind einige einfach falsch diagnostiziert (ca. 40 % der abgeklärten Kids seine keine ADSler) und andererseits fallen hyperaktive Kids heutzutage mehr auf, weil unser gesellschaftlicher Lebensstil geprägt ist von Leistungsdruck, Bewegungsarmut, Zeitdruck, Reizüberflutung usw. Diese Umstände sind bestimmt für alle Kids nicht einfach, können jedoch bei ADSler ernsthafte Probleme verursachen - und nicht jeder Hyperaktive ist gleich ein ADSler!
Was passiert bei der Abklärung?
Die Abklärung im Schulalter könnte/sollte folgendes umfassen:
- Körperliche Untersuchung inkl. Kontrolle der Schilddrüsenfunktion & des Eisenwertes
- Kennenlernen der ganzen Familie mit Geschwistern
- Gesundheitliche Situation in der Verwandtschaft
- Ausschluss von anderen psychischen Erkrankungen
- Seine Biografie ab der Schwangerschaft
- Die Biografien von Mutter und Vater
- Gespräch mit Lehrpersonal
- Einzelgespräch
- Abklärung der Konzentrationsfähgkeit und der Denkfähigkeiten
- ADSler sind nicht dümmer oder inteligenter -
Wird bei einem Kind ADHS vor seinem 10. Lebensjahr diagnostiziert, kann bei der Invalidenversicherung (IV) ein Gesuch eingereicht werden.
Die Abklärung im Erwachsenenalter könnte/sollte folgendes beinhalten:
- Körperliche Untersuchung inkl. der Schilddrüsenfunktion & des Eisenwertes
- Gesundheitliche Situation in der Verwandtschaft
- Ausschluss von anderen psychischen Erkrankungen
- Ausführliche Biografie
- Familiäre & berufliche Situation
- Aktuelle Selbsteinschätzung mittels Fragebogen
- Einschätzung durch Partner/Freunde/Geschwister mittels Fragebogen
- Einschätzung als Kind durch die Eltern mittels Fragebogen